Energetische Gebäudesanierung als Schlüssel zur CO2-Reduktion im Gebäudesektor
Zur Erreichung des Netto-Null-Ziels für CO2-Emissionen im Gebäudesektor sind die Komponenten Fassade, Dach, Fenster und Heizungen (also Dämmung der Gebäudehülle und die Nutzungsenergieerzeugung) zentral. Stand jetzt müssen allein in Deutschland 15,7 Mio. Gebäude umfassend saniert werden, um den erforderlichen, von der EU-Kommission und Bundesregierung vorgegebenen Energieeffizienzstandard zu erfüllen. Nachdem Hersteller für sämtliche Komponenten ihre Kapazitäten in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut haben, wird unserer Bewertung nach das Nadelöhr in der Bauausführung/Installation liegen.
Aus diesem Grund haben wir neben den erforderlichen Kosten (hier haben wir sämtliche zu erwartende Material- und Lohnpreissteigerungen herausgerechnet, es handelt sich also um eine äußerst konservative Kalkulation) die Kapazitäten in der Bauausführung erfasst und analysiert.
Das Ergebnis unserer Analyse zeigt, dass in keinem der Gewerke die Ziele bis 2045 erreicht werden können. Auch bei den Kapazitäten haben wir eine konservative Kalkulation angelegt und angenommen, dass die Sanierungsquoten der Vergangenheit aufrechterhalten werden können und sämtliche Kapazitäten rein in der Sanierung eingesetzt werden – was vor dem Hintergrund des weiterhin bestehenden Wohnraummangels als eher unwahrscheinlich einzuschätzen ist; jedoch zeigt der Blick auf die demografische Entwicklung und der Alterskohorten im Bauhandwerk, dass wir in den kommenden 20 Jahren von einer weiteren Verknappung des Personals ausgehen müssen.
Dies bedeutet, dass von einem deutlichen Anstieg der Lohnkosten auszugehen ist, welche aufgrund der kritischen Erfüllungsvorgabe von den Installateuren mindestens 1:1 an die Kunden weitergegeben werden können. Weiterhin bedeutet dies, dass Prozesse und Technologien (z.B. modulare Bauweisen), welche den Output pro FTE erhöhen, einen wachsenden Profitabilitätseffekt erzielen; diese Maßnahmen können jedoch nur von größeren Handwerksgruppen umgesetzt werden.
Faktisch hat dies zur Folge, dass die Konsolidierung im Bauhandwerk deutlich zunehmen wird und die Profitabilitätsniveaus zwischen großen und kleinen Spielern weiter gespreizt werden. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass gut geführte Handwerksgruppen entgegen der aktuellen Erfahrungen perspektivisch eine hoch attraktive Anlageklasse sind.
Ihr Ansprechpartner
Christoph Blepp ist einer der führenden Strategieberater in der Bau- und Bauzulieferindustrie sowie im Infrastruktursektor mit umfassender Expertise in den Bereichen Strategieentwicklung, Value Creation und Unternehmensführung. Sein Fokus liegt darauf, nachhaltige Effekte für Unternehmen zu erzielen und strategische Initiativen mit messbaren Ergebnissen zu verbinden.
„Die Transformation des gesamten Hochbau-, Infrastruktur- und Energiesektors führt zu einem starken Veränderungsdruck und ermöglicht völlig neue Ansätze in der Strategie. Unternehmen dabei zu begleiten, nachhaltige und überlegene Geschäftsmodelle zu gestalten, treibt mich an.“